Prof. Dr. Wilfried Seipel

Ehemaliger Generdirektor Kunsthistorisches Museum Wien

Fast zwei Jahrzehnte führte Wilfried Seipel das größte Museum Österreich, das er modernisierte und für Millionen neuer Kunstfreunde attraktiv machte. Zahlreiche Publikationen über die wichtigsten Exponenten der europäischen und ägyptischen Kunstgeschichte zeigen Seipel als kundigen Erzähler – er spricht aber auch über heutige Herausforderungen im Kulturmanagement.

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Der spektakuläre Diebstahl der Cellini-Goldplastik Saliera, der gewisse Sicherheitsdefizite offenbarte, kann nicht den Blick darauf verstellen, dass Wilfried Seipel das Kunsthistorische Museum in Wien aus dem Dornröschenschlaf geweckt und in die Weltliga der großen Sammlungen geführt hat. „Wir mussten aus dem Schatten des Vergessens heraustreten“, sagt der Generaldirektor im Rückblick auf die 18 Jahre an der Spitze des „K.H.M.“ „Das Museum hat man damals international nicht wahrgenommen.“
Seipel hat seit seinem Amtsantritt 1990 die Besucherzahl auf 1,4 Millionen im Jahr vervielfacht, er hat das Haus reorganisiert und runderneuert und hat es in die wirtschaftliche „Vollrechtsfähigkeit“ geführt – „gute politische Kontakte brachten uns ein modernes Bundesmuseengesetz“. Seipel erweiterte sein Imperium über den Semper-Hasenauer-Bau am Wiener Prachtboulevard Ring hinaus um das Museum für Völkerkunde und das Österreichische Theatermuseum und hat auch die Schatzkammer, die Wagenburg, die Neue Burg und Schloß Ambras in Tirol zum K.H.M.-Reich geholt.
Mit attraktiven Großausstellungen – etwa Das Gold der Pharaonen, El Greco, Brueghel, Karl V, Tizian oder auch Francis Bacon - holte Seipel Hunderttausende zur großen Kunst, in Summe zeigte er 160 Schauen. Er schuf Kooperationen mit dem Guggenheim und der Eremitage und tauschte mit Prado, Louvre, Uffizien und vielen anderen der renommiertesten Museen. Die eigenen Prachtbestände – Dürer, Vermeer, Tizian, Goya, Rubens und all die Titanen der Malerei – (die Früchte habsburgischer Sammelleidenschaft über Jahrhunderte) sind der Schatz des Hauses, als Ausstellungsobjekt und als Leihgabe.
Bevor er Kunstmanager wurde und die Aufgabe seines Lebens fand, war Wilfried Seipel Orientalist. Er studierte Ägyptologie, Assyriologie, Klassische Philologie, Indogermanistik und Ur- und Frühgeschichte, war Universitätsassistent in Berlin und Assistenzprofessor in Konstanz, wo er die Städtischen Museen durch Sonderausstellungen zum Publikumsmagneten machte. So wurde er als Direktor in das Oberösterreichische Landesmuseum geholt und 1990 von Minister Erhard Busek in das Kunsthistorische, das er bis 2008 energisch, umsichtig und erfolgreich leitete.
Professor Dr. Wilfried Seipel ist Ehrenpräsident des Österreichischen Museumsbundes und Präsident von ICOM Österreich. Er hat viele Kunstbücher und Ausstellungskataloge selbst verfasst und ist Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse. Als sein Spektrum nennt er Kunst, Kultur, Museen, Zukunft der Museen im digitalen Zeitalter, Tourismus, Wirtschaft, Lebensgestaltung, Bildung.

Themengebiete

Kultur

Sprachen

Deutsch, Englisch

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