Univ.Prof. Dr. Rainer Münz

Bevölkerungswissenschafter, Mitglied im „Rat der Weisen“ der Europäischen Union

Der Universitätsprofessor für Demografie und international bekannte Bevölkerungsexperte beschäftigt sich mit einer der Schlüsselfragen der menschlichen Zukunft: Den sinkenden Geburtenraten der Industrieländer und der weltweit steigenden Lebenserwartung. Wege aus der Finanzierungsschere für die Rentensysteme sind ein Hauptanliegen des Gesellschaftswissenschafters, der auch die EU berät.

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Rainer Münz ist weit über die österreichischen Grenzen hinaus als führender Experte für Fragen der Bevölkerungsentwicklung, der Alterung und der internationalen Migration bekannt. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: mit der asymmetrischen Entwicklung der Einwohnerzahlen auf unserem Planeten, mit der rapiden Alterung unserer Bevölkerungen sowie mit globalen Wanderungen. Zugleich fragt er nach den Auswirkungen dieser Megatrends und nach den Möglichkeiten nationaler wie internationaler Politik, diese Trends zu beeinflussen. Eine seiner Kernthesen ist: Wir sind die „langlebigste Generation in der Geschichte Europas“ und zugleich die „kinderärmste Generation“. Beides beschleunigt die demografische Alterung. Dies hat enorme Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem, auf unsere Alterssicherung, unsere Gesundheitssystem und die Gesellschaft insgesamt. Ohne Gegensteuerung würde die Zahl der Arbeitskräfte West- und Mitteleuropa bis 2050 um 75-80 Millionen schrumpfen, während die Zahl der Älteren jedenfalls weiter steigen wird. „Durch schrumpfende Kinderzahlen werden zukünftig weniger junge Menschen aus dem heimischen Bildungssystem auf den Arbeitsmarkt kommen, während mehr Ältere durch Pensionierung ausscheiden werden.“ Um eine „Vergreisung“ und eine wachsende Lücke auf dem Arbeitsmarkt zu verhindern, plädiert Rainer Münz für eine Reihe von Reformen, die von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis zu kontrollierter Zuwanderung reichen. Die unattraktiven Alternativen sind Arbeitskräftemangel, Wohlstandsverlust, sinkendes Innovationspotential, weniger tragfähige soziale Netze (Pensionen, Gesundheit, Pflege).
Im wahrsten Sinne wie ein „Wanderprediger“ wirbt Rainer Münz für ein Umdenken in Politik und Gesellschaft. Er begann seine Karriere als Direktor am Institut für Demografie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, wechselte 1992 als Professor für Bevölkerungswissenschaft an die Humboldt-Universität in Berlin und hatte Gast-Professuren in Bamberg, Berkeley, Frankfurt, St. Gallen, Wien und Zürich. Rainer Münz war Mitglied der Süssmuth-Kommission der Deutschen Bundesregierung für eine grundlegende Reform der deutschen Migrationspolitik. Er gehört mehreren internationalen wissenschaftlichen Beiräten und Beratergremien an, unter anderem dem „Rat der Weisen“ der Europäischen Union, einer Reflexions- und Perspektivengruppe unter der Leitung von Felipe Gonzales, die 2010 einen Bericht über Finanzkrise, Migration, Terrorismus und andere Zukunftsfragen der EU vorgelegt hat. Im Team des EU Kommissionspräsidenten ist Münz als Berater für Wanderungsströme und Bevölkerungsentwicklung tätig. Münz war auch Konsulent der OECD, der Weltbank und mehrerer EU-Regierungen.
Rainer Münz leitete bis 2015 die Abteilung Forschung und Entwicklung der Erste Group und ist Senior Fellow am Hamburgischen Weltwirtschafts-Institut, wo er regelmäßig Forschungsergebnisse publiziert. Er hat zahlreiche Bücher und Beiträge zum Thema geschrieben – etwa „Overcrowded World?“, „Wie schnell wächst die Zahl der Menschen“ oder „Costs and Benefits of Immigration to Europe“. Was vernünftig wäre, vertritt der Experte unbeeindruckt von gelegentlicher Kritik aus dem linken und rechten politischen Lager. Er plädiert für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, eine Familienpolitik, die Karrieren von Müttern und Kinderziehung besser vereinbaren lässt und Väter zu mehr Engagement motiviert; für mehr Nachhaltigkeit in der staatlichen Pensionsversicherung und Beiträge zugunsten privater Altersvorsorge; für eine pro-aktive Migrationspolitik durch Rekrutierung qualifizierter Zuwanderer und eine bessere Integration von Zuwanderern. 2009 erhielt er für sein Engagement den „Heinrich-Treichl-Preis“ des Roten Kreuzes.

Themengebiete

Ethik und Gesellschaft, Europa, Geldwirtschaft und Finanzmarkt, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zukunft

Sprachen

Deutsch, Englisch, Französisch

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