Theo Waigel

Deutscher Finanzpolitiker und Wegbereiter des Euro

Es gab kein spannenderes Jahrzehnt als seines, um deutscher Finanzminister zu sein: Theo Waigel verhandelte und fixierte nach dem Fall der Berliner Mauer die deutsche Wirtschafts- und Währungsunion mit der DDR und damit die Konditionen der Einheit – und dann die Einführung des Euro und den Stabilitätspakt der europäischen Währungsunion. Ein Thema von neuer Aktualität, über das Theo Waigel als Gastredner authentisch sprechen kann, auch über die in der Krise offenkundig gewordenen Schwächen der EU-Währungspolitik.

Lesen Sie mehr

Theo Waigel war mehr als ein Jahrzehnt ein herausragender Finanzfachmann in Bayern, Deutschland und Europa: Der geborene Schwabe war in den Regierungen von Kanzler Kohl in den Jahren 1989 bis 1998 Finanzminister und hatte dabei zwei große Aufgaben zu lösen: Waigel verhandelte nach der deutschen Wiedervereinigung die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der ehemaligen DDR und managte diesen schwierigen Transformationsprozess mit Augenmaß und Erfolg. Und dann kam Europa: Der deutsche Finanzminister war eine der Schlüsselfiguren in der Vorbereitung der einheitlichen EU-Währung und des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Die Bezeichnung „Euro“ für dieses gemeinsame neue Geld der Europäer geht auf einen von Waigel gemachten Vorschlag beim Europäischen Rat im Dezember 1995 zurück. Waigel konnte die EU-Partner vom deutschen Modell der strikten Haushaltsdisziplin überzeugen.
Theo Waigel, der 30 Jahre im Bundestag und 11 Jahre CSU-Chef war, ist auch heute ein Verfechter des Euro und der von ihm initiierten „Maastricht-Kriterien“, die die zulässige Neuverschuldung von Mitgliedern der Währungsunion auf drei Prozent des Nationalprodukts beschränken – ungeachtet der massiven Kritik, die im Gefolge der Fast-Pleite Griechenlands von vielen Experten lautgeworden ist. „Es sind Fehler passiert“ gibt Waigel zu. Und legt Wert auf die Tatsache, dass Griechenland nach seiner Zeit als wichtiger EU-Player aufgenommen wurde, was er für einen Fehler hält. Ebenso falsch war es, dass die Finanzminister über allfällige Sanktionen gegen Maastricht-Sünder entscheiden, glaubt Waigel: „Das muss die EU-Kommission machen.“ Wichtig sei außerdem, „dass eine Automatik eingeführt wird. Ein Bruch der Regeln wird umgehend geahndet. Der Sünder verliert das Stimmrecht in der EU.“
Waigel ist für eine einheitliche europäische Bankenaufsicht, aber gegen eine europäische Wirtschaftsregierung. „Gegen eine stärkere Koordinierung der Wirtschaftspolitik in der EU ist nichts einzuwenden. Aber es darf keine Gegenregierung zur Europäischen Zentralbank geben. Ihre Unabhängigkeit muss gewahrt bleiben.“ Der Euro ist trotz allem eine ökonomische und politische Erfolgsgeschichte, ist der Bayer mit den buschigen Brauen überzeugt. „Der Euro ist heute 20 Prozent mehr wert als bei der Einführung.“ Über all diese Fragen der Wirtschafts- und Währungspolitik ist Theo Waigel – er ist Doktor der Rechts- und Staatswissenschaft – ein gesuchter Experte und Referent. Die Herausforderungen des neuen Jahrhunderts sind in seinem Fokus, vom Paradigmenwechsel in Europa bis zum global change. Im Skiland Österreich ist Theo Waigel auch durch seine Ehe mit der früheren Skirennläuferin Irene Epple bekannt, die 12 Weltcupsiege, eine Olympiasilbermedaille und einen 2. WM-Platz errungen hat.

Themengebiete

Europa, Geldwirtschaft und Finanzmarkt, Politik, Wirtschaft

Sprachen

Deutsch

zurück