Günter Verheugen

Deutscher Spitzenpolitiker und ehemaliger Vizepräsident der Europäischen Kommission

Der deutsche Sozialdemokrat war mehr als zehn Jahre Mitglied der Europäischen Kommission, die Hälfte davon auch Vizepräsident. Als Erweiterungs- und Industriekommissar hat er Schlüsselfunktionen bekleidet. Günter Verheugen hat nun eine Beratungsfirma und ist begehrter Gastreferent zu großen Themen wie globale Machtgewichte, die Nebenrolle Europas und die Zukunft der Industrie.

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Bonn und Brüssel waren die beiden wichtigen Stationen im politischen Leben von Günter Verheugen. Der Westfale, der Geschichte, Soziologie und Politikwissenschaft studierte und seine Berufslaufbahn als Journalist begann, entdeckte bald sein Interesse an aktiver Politik und wandte sich den Liberalen zu: Verheugen machte – gefördert von Hans Dietrich Genscher - bei den Freien Demokraten Karriere und wurde bald FDP-Generalsekretär. Allerdings nicht lange, denn als seine Partei 1982 einen fliegenden Koalitionswechsel von der SPD zur Union vollzog und Helmut Kohl Helmut Schmidt aus dem Kanzleramt verdrängte, wechselte Verheugen aus Protest zu den Sozialdemokraten. Auch hier war er bald Geschäftsführer, Vorstandsmitglied, Staatsminister und insgesamt 16 Jahre Bundestagsabgeordneter.
1999 wurden die Weichen Richtung Brüssel gestellt. Günter Verheugen wurde von Deutschland in die EU-Kommission entsandt und blieb dort elf Jahre. Zunächst unter Romano Prodi als Erweiterungskommissar. Verheugen war die treibende Kraft hinter der Vergrößerung der Europäischen Union von 15 auf 25 Staaten im Jahr 2004. Sie gilt als sein Lebenswerk. „Deutschland und Österreich sind die Hauptgewinner der Erweiterung“ resümiert Verheugen, der in der Barroso-Kommission bis 2010 Vizepräsident und Industriekommissar war. Kompetent, umsichtig, sachorientiert und ausgleichend: So lebte Verheugen seine europäische Schlüsselrolle, auch die gerade in der Industriepolitik nötige Durchsetzungskraft und Härte waren ihm nicht fremd.
Heute zieht Günter Verheugen eine kritische EU-Bilanz. „Die Welt hat sich verändert und die Menschen spüren das, aber kaum einer wagt, das auszusprechen. Stattdessen werden Ängste geschürt. Da hilft nur eines: Wir müssen erklären, mehr denn je.“ In seinen öffentlichen Debattenbeiträgen und Reden tut er das schonungslos: „Europa fehlt immer noch der Wille und die Macht, Weltpolitik mit zu gestalten. Nationale Regierungen denken immer nur bis zur nächsten Wahl“, geißelt er Populismus und Egoismus in den Mitgliedstaaten. „Europäisch Regieren“ heißt denn auch eine Vorlesungsreihe, die Günter Verheugen als Honorarprofessor an der Europa-Universität Frankfurt an der Oder hält. Als internationales Schwergewicht und globaler Denker referiert der Gastredner Günter Verheugen über das gesamte industriepolitische, finanzpolitische und europapolitische Themenspektrum bis hin zu Tourismuswirtschaft, Klimapolitik und Weltraumforschung.

Themengebiete

Europa, Politik, Wirtschaft

Sprachen

Deutsch, Englisch

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